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Nebenbei sollte an dieser Stelle auch nicht unerwähnt bleiben, dass die Schonderfelder Bauern im Saaletal neben Ihrer mühsamen Arbeit sich auch noch etwas gönnten. So hatten 13 der 16 Bauern eine eigene Schnapsbrennerei. Dazu war es auch wichtig ausreichend kaltes Wasser zur Verfügung zu haben, deshalb gab es 10 private Brunnen und ein Gemeindebrunnen mit 2 Pumpstöcken.
Ungeschriebene Verpflichtungen hatten die Bauern gegenüber der Gemeinschaft bzw. der Gemeinde zu erfüllen. So mussten z.B. turnusmäßig Gemeindezuchttiere gehalten werden. Dafür stand eine Wiese bereit, die in früheren Jahren sehr begehrt war. So gab es auch die Bleichstücklich, eine Wiesenfläche, an der ein jeder Bauer im 2. Jahr das Recht hatte seine selbst gewebten Leinentücher oder besser Stoffe auf dem Rasen auszulegen und zu bleichen. Der Vorgang lief wie folgt ab: Die ausgelegten Stoffe wurden des öfteren mit Wasser benetzt, d.h. begossen und durch die Sonneneinstrahlung erhielten sie eine weißgraue hellere Farbe.
Weiterhin mussten die Bauern turnusmässig auch den Gemeindediener stellen. Die Spielregel lautete, je 1 Tage beginnend mit Hausnummer 1 bis 16 und wieder 1 usw.
Dazu wurde mit einem Spieß die Nachricht vom Bürgermeister empfangen, dazu zählten alle amtlichen Bekanntmachungen, anstehende Gemeinschaftsarbeiten, usw
Dieser amtliche Spieß, das Zeichen der Hoheit wurde am Abend zuvor dem Nachbarn übergeben, damit dieser dann am nächsten Tag die Amtsgeschäfte ausführen konnte. So mussten die Bauern auch das Schulholz, was die Schule zum Heizen des Klassenzimmers brauchte schlagen und kostenlos nach Hause fahren. Vier Bauern teilten sich jedes Jahr abwechselnd die Arbeit. Je 2 Ster waren verordnet, bzw. 200 Buchenstangenwellen. Im darauffolgendem Jahr kamen die nächsten an die Reihe.
Auch der Lehrer hatte für sich eine Wiese von der Gemeinde gestellt bekommen, damit er Futter für die Ziegen ernten konnte ebenso hatte er von der Gemeinde einen Gemüsegarten ausserhalb des Ortes. Die Gemeinde hatte auch einen sogenannten Industriegarten (heute Lehrgarten genannt), in dem die Schüler Feld- und Gartenarbeiten gelehrt bekamen und auch selbst durchführten. Dieser lag am nördlichen Ausgang von Schonderfeld. Der Lehrer hatte neben den Ziegen ein oder zwei Schweine und 10 - 12 Hühner. Der Lehrer erfüllte auch noch andere Aufgaben in der Gemeinde, unter anderem war er Organist, erledigte das Läuten, bereitete die Gottesdienste vor und war auch noch Gemeindeschreiber.
Außer den 16 Bauernhäusern hatte Schonderfeld jahrhundertelang nur die Kirche, das alte Schulhaus das 1819 gebaut wurde und heute als Jugendheim dient, die neue Schule die 1850 erbaut wurde und sich jetzt in privaten Besitz befindet. Das Schäferhaus und das Armenhaus. Das Schäferhaus stand auf dem Grund und Boden des heutigen Feuerwehrhauses. Die Insassen diese Armenhauses mussten regelmässig und turnusmässig von den Sechzehn versorgt werden. Dies bestand noch vor rund hundert Jahren und wurde so ausgeführt.
Der Kern des alten Schonderfelds war wohl über einige Jahrhunderte beständig und über diesen Zeitraum fanden auch keine baulichen Ausweitungen statt. Erst in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts erstellte die Baufirma Buchner von Würzburg eine Villa rechts der Saale am Weg zum Eingang des Ochsenbrunnentals. Im Jahre 1924 baute sich ein Tüncher von auswärts ein kleines Häuschen am nördlichen Ausgang des Dorfes gegenüber dem Friedhof.
Später kann man sagen, dass sich nach dem 2ten Weltkrieg so manches, für Schonderfelder Verhältnisse vieles geändert hat. Dies hängt auch damit zusammen, dass durch die 2 Weltkriege die besten Arbeitskräfte nicht greifbar gewesen waren. Dadurch wurden auch die alten Verpflichtungen nicht mehr ausgeführt und es kam so etwas wie eine Schlamperei auf. Dieser Zustand war nicht mehr umkehrbar und die politische Gemeinde musste mehr und mehr Aufgaben übernehmen. Der Anfang dieser Entwicklung war schon 1904 erkennbar als kein Bullenhalter mehr zu finden war. Die Arbeitspflicht gegenüber der Gemeinde früher auch Fron genannt, wurde in der späteren Zeit immer mehr abgeschwächt. Damit wuchsen analog die finanziellen Aufgaben und Ausgaben der politischen Gemeinde bis in die heutige Zeit weiter an, Beispiele dazu könnte man zu Dutzenden aufzählen. Diese erhöhten Ausgaben waren für eine solche Gemeinde nicht ohne weiteres aufzubringen und so griff die Gemeinde durch vermehrten Holzeinschlag ein und kompensierte so den Ausgabenüberschuss.
Für die Holz-Rechtler war dies natürlich auch ein finanzieller Schaden. So kam es öfters zu Streitigkeiten zwischen Gemeinde und den Rechtlern. Mit der durchgeführten Gebietsreform in den 70er Jahren rechnete man damit, dass das sogenannte Gemeinderecht aus dem Rechtstitel gestrichen werden könnte. Der Rechtstitel lautete: Ganzen Nutzanteil an den noch unverteilten Gemeindebesitzungen (Gemeinschaftsbesitzungen) zu sehr ausgehöhlt bzw. ganz verwässert wurde.
So entschlossen sich die Bauern das sogenannte Gemeinderecht in Naturralrecht abzulösen d. h. Waldablösung für den Nutzen dieses Rechtes. Selbstverständlich wurde auch die Arbeit gegenüber dieser Einheit genommen oder besser abgegeben. 1978 wurde den damaligen Rechtlern einen Waldanteil von ca. 128 ha Fläche zugesprochen. Somit wurden alle alten Rechte sprich ganze Nutzanteile nach den noch unverteilten Gemeindebesitzungen abgelöst.
Die Bautätigkeit in Schonderfeld im Laufe der Zeit:
1748 wurde wie schon erwähnt die heutige Kirche gebaut
1870 wurde die Brücke errichtet, damals die einzige hochwasserfreie Brücke zwischen Gemünden und Bad Kissingen
1920 erstes elektrisches Licht mit Strom aus Wolfsmünster
1928 erste Wasserleitung vom Ochsenbrunnen über Gussrohre in die Haushalte
1939 Beginn der Flurbereinigung
1936 Beginn des Autobahnbaues im nordöstlichen Bereich des Dorfes
1954 Feuerwehrhaus mit Schulungsraum und 2 Wohnungen gebaut
1960 Bau des Leichenhauses
1961 Verlegung der Kanalisation und zwei Becken-Kläranlage am Ausgang
1962 Teerstraßen im gesamten Ortsbereich
1975 Beendigung der Flurbereinigung
Die mit roten Sandstein gepflasterte Dorfstraße mit Gassen war vor 200 Jahren schon ein kleiner Luxus. Nicht jedes Dorf konnte sich Pflasterstraßen wie diese leisten. Diese wurde mit der Kanalverlegung aufgegeben und vollständig entfernt, heute ist dies wieder in Mode geraten.
Mit Beginn der Kriegsereignisse wurde die Bautätigkeit an der Autobahntrasse eingestellt und durch die Flurbereinigung in brauchbares Ackerfeld umgewandelt. Die Reste wie Autobahnbrücke und Pfeiler sind Erinnerungen an vergangene Zeiten.
Nicht unerwähnt bleiben darf die Tatsache, dass nach 1960 sehr viele Waldwege massiv ausgebaut wurden und somit der heutigen Zeit entsprechen, damit war der Wald bewirtschaftbar.
Nun noch ein altes Sprüchlein:
Schonderfeld am Saalestrand
ist noch vielen unbekannt.
Wollt ihr haben große Freud
schaut es an ihr lieben Leut.
Nehmt unsern guten Schnaps zum Trunk
der hält Leib und Seel gesund
von Hugo Lutz 82 jährig, gesprochen im Mai des Jahres 1995
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